16. November 2018 NGZ ONLINE
Von Wiljo Piel
Foto: Berns, Lothar (lber) Neukirchen.
Hauptausschuss in Grevenbroich : Neukirchener Hallenbad ist gerettet
In den nächsten fünf Jahren fließen weiterhin Zuschüsse. Dafür stimmte der Haupt-, Finanz und Demografieausschuss jetzt mit großer Mehrheit. Die kleinen Fraktionen warfen dem Bürgermeister vor, Klientelpolitik zu betreiben.
Die Schwimmabteilung der SG Neukirchen-Hülchrath ist gerettet: Vor einigen Wochen aufgelöst, kann sie jetzt wieder an den Start gehen – mit der neuen Übungsleiterin Julia Stübben und einem Teil der alten Mannschaft. „Es geht weiter,das ist super“,freut sich SG-Vorsitzender Benjamin Josephs. Die Schwimmer wollen jetzt ihre Fühler in die Schulen ausstrecken, um weitere Mitglieder zu gewinnen.
Die Abteilung war aufgelöst worden, weil das Neukirchener Hallenbad keine Zukunft hatte. Denn die Betriebskosten-Zuschüsse der Stadt sollten Ende 2018 gestrichen werden. Dass es nun nicht so weit kommt, geht auf eine Initiative von Bürgermeister Klaus Krützen und CDU-Chef Wolfgang Kaiser zurück. Die beiden Neukirchener haben sich dafür stark gemacht, dass das vom 1VJahn Kapellen betriebene Bad bis Ende 2023 weiter mitjährlich 60.000 Euro unterstützt wird. In fünf Jahren soll es geschlossen werden, Gebäude und Grundstück gehen dann wieder in das Eigentum der Stadt über.
INFO
Stadt „verkaufte“ ihr Hallenbad für eine Mark
Übergabe : Die Stadt hat 1998 dem TVJahn das Bad inklusive Grunstück zum symbolischen Preis von einer Mark überlassen.
Eigentum : Spätestens 2023 geht das Bad wieder in das Eigentum der Stadt über.Es soll dann endgültig geschlossen werden.
Für dieses Vorgehen stimmte jetzt die Mehrheit des Haupt-, Finanz- und Demografieausschusses. CDU, SPD und Linke/Freie Bürger gehen den Weg mit, die anderen vier Fraktionen winkten ab – und sparten nicht mit kritischen Worten.
„Bürgermeister und CDU-Chef setzen den Rat unter Druck, wenn sie öffentlich kundtun, das Bad fördern zu wollen“,beschwerte sich Dirk Gawlinski (Grüne), der eine Finanzspritze von 60.000 Euro strikt ablehnte – auch vor dem Hintergrund, dass der1V Jahn über recht große Eigenmittel verfügt“. Ursprünglich sei beschlossen worden, die Zuschüsse nach der im Sommer erfolgten Öffnung des Schlossbades einzustellen, erinnerte Gawlinski und wurde deutlich: „Aber man hat keinen Arsch in der Hose, um das durchzuziehen.“
Die Stadt habe in der Vergangenheit bereits Millionenbeträge in das Bad investiert, damit müsse Schluss sein, sagte Carl Windler (UWG) und machte klar: „Ich bin dagegen, eine Lex Neukirchen zu schaffen.“ Ähnlich argumentierte Markus Schumacher (FDP), der Klaus Krützen vorwarf,sich „als Retter des Bades in seinem
Heimatdorf“ aufzuspielen. Das sei unglaubwürdig,wenn der Bürgermeister anderenorts predige, dass Grevenbroich eine Stadt sei. „Das Kirchturmdenken muss aufhören“,appellierte Schumacher.Und Martina Suermann (Mein Grevenbroich) meinte: „Ich bin gespannt, wie der Landrat auf diese zusätzlichen, den städtischen Haushalt belastenden Ausgaben reagieren wird. Eigentlich dürfte er dieser Summe nicht zustimmen.“
Wolfgang Kaiser verteidigte das gemeinsame Vorgehen mit dem Bürgermeister. Zum einen gebe es einen Bedarf für das Hallenbad, zum anderen müsse „nach vorne gedacht“ werden, sagte der CDU-Chef.Sein Argument: „In Zukunft wird am Lohweg in Neukirchen ein relativ großes Neubaugebiet erschlossen“,in das auch junge Familien ziehen werden. „Wir habenjetzt schon Probleme mit der Offenen Ganztagsgrundschule (Ogata) im Ort – und die Jakobusschule hat keine Erweiterungsmöglichkeiten“,schilderte Kaiser.Für einen Ogata-Neubau könnte laut CDU-Vorschlag künftig eine der beiden auf dem Schulgrundstück stehenden Turnhallen aufgegeben werden. Damit fiele zwar Platz für den Vereinssport weg,doch der könne durch einen Umbau des – dann geschlossenen – Hallenbades am Sportzentrum neu geschaffen werden. Das alles habe nichts damit zu tun, dass „Neukirchener für Neukirchener Politik machen“,sagte Klaus Krützen.•Wir hätten uns auch anderenorts für eine solche Sache eingesetzt.“ Und letztlich entscheide weder er noch Kaiser, sondern der Ausschuss – was er auch tat: 14:5 für den vorläufigen Bad-Erhalt.
„So richtig glauben kann ich das noch nicht“,sagt Dirk Nattermann, Leiter der SG-Schwimmabteilung,der am Freitag Abend schon zum ersten Trainingeinlud. Für ihn gilt es jetzt, weitere Mitglieder zu gewinnen, da viele Schwimmer wegen mangelnder Perspektive den Verein verlassen haben.